Yacht-Design auf dem nächsten Level mit ThinkDesign.
2013 luden DNA/Holland Composites den unabhängigen niederländischen Industriedesigner Rudo Enserink ein, gemeinsam mit einem Team von Seglern und Ingenieuren einen neuen, 13 Meter langen Katamaran von der Idee bis zur Markteinführung zu entwickeln. Was als sportlicher Küstenkreuzer begann, endete eineinhalb Jahre später als hochmoderner Tragflügel-Katamaran mit Schlafplatz für bis zu 8 Personen, voll ausgestatteter Kombüse und reichlich Stauraum. ThinkDesign erwies sich als das perfekte Werkzeug für die Entwicklung der Holland Composites G4.
Da die Tragflügeltechnologie für segelbetriebene Schnellboote erstmals 2013 im America’s Cup eingesetzt wurde, verlangte die Entwicklung eines Tragflügelbootes mit fortwährenden Verbesserungen der Technologie einige Flexibilität von den Entwicklungswerkzeugen. Das CAD System ThinkDesign bot die Möglichkeit, sowohl die für Bug und Tragflächen nötigen komplexen Flächen als auch eine Vielzahl technischer Komponenten aus importierten Daten – wie elektrische Antriebe, Segeltechnik, Hydraulikkomponenten und Tragflächensteuerung – innerhalb einer soliden und gleichzeitig flexiblen Umgebung zu bearbeiten.
Enserink selbst sieht sich eher als “Schweizer Taschenmesser” des Designs, anstatt als einen spezialisierten Yacht-Entwickler. Gemeinsam mit Pieter Jan Dwarshuis, Ingenieur für Verbundwerkstoffe bei Holland Composites, entwickelte er ein Form- und Baukonzept, durch das zwei Ziele möglich werden sollten: die Wasserverdrängung des Schiffs bis auf weniger als 3 Tonnen zu reduzieren ohne Stabilität und Steifigkeit des Rumpfes zu kompromittieren, und eine Form zu erreichen, die eine Fertigung mehrerer Versionen der G4 bei industrieller Geschwindigkeit und gleichzeitig hoher Qualität erlaubt.
Daraus resultierte ein hochkomplexer Kohlefaser-Teilesatz, der sich schnell und mit geringem Aufwand montieren lässt. Durch die hohe Flächengenauigkeit und präzise Fertigung der Einzelteile ist vor der Lackierung nur ein wenig Spachtelmasse nötig.
Der imprägnierte Carbon/Nomex Bug war ein unmittelbarer Erfolg beim Carribean Racing Circuit. In den beiden Rennen von St. Barth und Antigua konnte die G4 sehr hohe Punktzahlen gegen wesentlich größere Boote erzielen.
Rudo Enserink freut sich über den Erfolg seines Projektes: “Unser Teammitglied Mischa Heemskerk war derjenige, der uns zu den Tragflächen überredet hat. Er ist ein sehr guter Segler mit viel Erfahrung in der Umrüstung von kleineren Katamaranen auf Tragflächen.
Allerdings sind wir mit den Tragflächen ein großes Risiko eingegangen. Die Entscheidung trafen wir, als die Entwicklung schon halb abgeschlossen war; zu der Zeit waren die Formen für den Bug schon fertig. Ich hatte schon so ein Gefühl dass diese Änderung kommt, daher hatte ich die Trennung so angelegt dass der Tragflächenkram leicht eingebaut werden konnte.“
Er erklärt: “Angesichts des einzigartigen Charakters dieses Bootes war es schon fast Glückssache festzulegen, wo die Schwerter für die Tragflächen angebracht werden müssen. Daher entschieden wir uns für eine große Umhausung, in der die Halterungen an drei Positionen mit etwa 30 cm Abstand befestigt werden konnten, wodurch wir in der Lage waren das Boot perfekt auszubalancieren ohne den Bug zu öffnen. Um das aktuelle Design ständig mit so vielen Änderungen und neuen Ideen zu vereinbaren braucht man ein CAD-System das damit auch zurechtkommt.“
ThinkDesign war der Dreh- und Angelpunkt bei Entwicklung und Herstellung der G4. “An einem einzigen Tag konnte ich den CNC-Fertiger anrufen der die Verbinder fräst, den Schiffsbauer der Daten für die Strömungsanalyse brauchte und einen Lieferanten von dem ich 3D-Daten für den Import wollte, während der Vertrieb schon nach Renderings für potentielle Kunden fragte. Wieder und wieder hat ThinkDesign bewiesen, dass die erzeugten 3D-Daten tadellos in andere Systeme importiert werden können, mit hervorragender Kontinuität und manifold Solids.“
Die Grundform des Schiffs besteht aus assoziativen Kurven und Flächen, die anschließend zu Solids zusammengefügt wurden. Dadurch erhielt Enserink ein Modell, das nach allen Tests und Berechnungen die mit der Entwicklung einhergehen immer wieder leicht zu ändern war.
“Während wir immer über das Schiff lernten das wir entwickelten, waren kleine Änderungen am Schwerpunkt und der Platzierung der Schotten nötig. Wenn ich das Modell aus statischen Flächen gebaut hätte wäre ich verrückt geworden und hätte wahrscheinlich Wochen damit verbracht wegen kleineren Änderungen vieles neu zu konstruieren. Dadurch dass die Bugform nur durch ein paar Kurven mit 4-6 Kontrollpunkten definiert wird konnte ich ändern und ändern und das Modell hat sich sofort angepasst.“
Enserink machte sich zur Aufgabe ein modernes, sportliches aber funktionelles Design zu schaffen. “Ich hatte ein paar Streitereien mit den Schiffsleuten darüber. Ich kann zwar segeln, aber um mich herum waren Menschen, die wahrscheinlich mehr Zeit auf dem Wasser als an Land verbringen, und die haben ihre eigene Kultur. Ich versuchte, mich nicht zu weit anzupassen indem ich tue was jeder macht; ich behielt beim Design des Boots immer den Segler im Hinterkopf. Jedes Ding und jedes Maß hat eine Funktion, und dass Leute sich bequem und sicher auf dem Boot bewegen können war meine oberste Priorität.
Es gibt wenige Verzierungen auf diesem Boot aber ich denke ich konnte etwas schaffen nach dem sich auch in den kommenden Jahren die Leute umdrehen werden. Auf keinen Fall hätte ich das ohne ThinkDesign als mein bewährtes CAD hinbekommen.“